Ich trainiere ohne Leckerlis

Foto: Gregor Schmidt
Foto: Gregor Schmidt

 

Warum? Der Esel verkörpert für mich die perfekte Mischung aus Hund und Katze. Man kann den Esel nicht, wie einen Hund, beherrschen und der Esel beherrscht den Menschen nicht, wie eine Katze es zu pflegen tut.

 

Ich empfinde den Esel vielmehr als Freund. Als Freund, der mit mir durch´s Leben zieht und Freundschaft braucht keine Bezahlung! Schließlich habe ich kein Arbeitsverhältnis zu meinen Tieren, sondern genieße vielmehr deren Vertrauen und Freundschaft.

Foto: Jutta Böckmann
Foto: Jutta Böckmann

 

 

"Der Esel ist im ganzen Land als störrisch und als dumm bekannt.

Das will er nicht verstehen.

Denn unter Eseln ist bekannt:

Den Menschen fehlt es an Verstand mit Eseln umzugehen."


M. Baldus-Cohen

Leckerlis üben Druck aus

Es ist einfacher ein Kind zu schlagen, als es zu erziehen und auch einfacher ein Tier mit Leckerlis für die Mitarbeit zu bezahlen oder zu motivieren, als das Vertrauen zu gewinnen, es als Partner zu behandeln und auf dessen Bedürfnisse einzugehen.

 

Trainingsmethoden die mit Strafe arbeiten, aber auch Methoden die man mit Leckerlis betreibt, üben Druck auf den Esel aus. Die Belohnung durch ein Leckerli blockiert dabei den freien Willen.

Es gibt viele Tiere – nicht nur Esel – die so vernarrt in diese positive Bestärkung sind, dass sie ungefragt permanent etwas (z. B. erlernte Tricks usw.) anbieten, in der Hoffnung, dafür mit einer Nascherei belohnt zu werden. Es entsteht ein Stress, der alsbald für das Tier, wie auch für den Menschen, nicht mehr angenehm ist. Ich persönlich kenne niemanden, der beim Clickertraining (eine Ausbildungsmethode bei der die Tiere mit Hilfe von Futter auf einen Clicker konditioniert werden – um es mal ganz vereinfacht darzustellen) von den Leckerlis peu à peu auch wieder weggekommen ist, was ja letztendlich das Ziel dieser Methode wäre.

Ganz im Gegenteil. Ich kenne eigentlich nur Fälle, bei denen die Tiere durch dieses Training kontinuierlich nach Belohnung lechzen (damit unter ständiger Belastung stehen) und ohne diese appetitliche Bezahlung kaum noch kooperativ oder motivierbar sind.

Die Methode ist zwar effektiv und die Tiere lernen schnell – daher ist sie wohl auch so beliebt – aber man muss sich immer darüber im Klaren sein, was hinter dieser Trainingsart steckt, denn mit reinem Vertrauen hat das Ganze nur noch wenig zu tun.

 

Viele sogenannten Freiheitsdressuren funktionieren nur, weil der Führer mit Leckerlis vorneweg läuft und die Tiere, meist mit angelegten Ohren, hinterherhechten. Da steckt weder der freie Wille, Harmonie noch Freiheit dahinter.